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Eine politische Geschichte der Musik

von Peter Schleuning und Wolfgang Martin Stroh

Themenübersicht:

1. Das politische Prinzip der abendländischen Musikgeschichte: Die erfolglose Zähmung des dionysischen oder schamanischen Prinzips der Musik beginnt mit Pythagoras.

Zur Großreichspolitik Karls des Großen werden die Vereinheitlichungsbestrebungen der Katholischen Kirche verwendet, in diesem Zusammenhang der Gregorianische Choral. Dazu muss die Pythagoreische Musik-Begrüdung christlich um-interpretiert werden, was bis zu Johannes Kepler anhält. Letztere versucht nochmals eine Um-Interpretation.

2. Vertreibung und Verfolgung von Juden zwischen 1000 und 1500 und dessen musikalische Folgen.

Der Wesenskern jüdischer Musik ist die Tatsache, dass sie eine Musik von Verfolgten und Vertriebenen ist. Die spezifischen Intonationen und Techniken dieser Musik sind direkt auf diesen Prozess zurückzuführen.

3. Die militante Spaltung der "Guten". Refomationszeit und die Folgen: Schütz und Dreißigjähriger Krieg. Mit einem regionalen Nachtrag zum Dreißigjährigen Krieg in Oldenburg.

Schütz kennt den aus den Fugen geratenen Krieg hautnah und setzt Kriegserlebnisse und Friedenssehnsucht in christliche Musik um. In Oldenburg schafft die geschickte Kriegspolitik Graf Anton von Günthers die Voraussetzung für die Umwandlung einer ständischen Turm-, Rats- und Hofmusik in eine einheitliche Oldenburgische Stadtmusik - den Kern des heutigen Staatsorchesters.

4. Friedrich II: Montezuma und der siebenjährige Krieg

Die Oper "Montezuma" wird von Friedrich dem Großen gezielt als Kriegspropaganda inszeniert. Änderungen am historischen Stoff und die Opernaufmachung selbst stehen voll im Zeichen der Vorbereitungen auf den Siebenjährigen Krieg.

5. Schrecken und Faszination: Das musikalische Bild des Abendlandes vom " Orient" in der Zeit der Klassik (Link zu Ausschnitten aus den verwendeten Materialien.)

Die "alla turca" Musik der Klassik (18. Jahrhundert) ist - in Verbindung mit den an europäischen Höfen installierten Janitscharenkapellen, den Feldzüge vom Schlage des edlen Ritters Prinz Eugen - als "Angstverarbeitung durch Musik" zu interpretieren: die reale Türkengefahr weicht zunehmend einer imaginierten, der Realangst die neurotische. Bush ist nicht mehr fern.

6. Beethoven und die Französische Revolution

Napoleon und Beethoven hatte weitgehend gleiche (Welt-)Anschauungen. Napoleon: "Ein moralisches Musikstück ist jedem Lehrbuch der Moral überlegen". Beethoven: "Kraft ist die Moral der Menschen, die sich von anderen auszeichnen, und sie ist auch die meinige". - Beethovens Ballettmusik "Prometheus"...

7. Richard Wagner und Glasbruch – die 1848er in Deutschland (download: Liedtexte und zentrale Ereiningsse).

In den 48er-Jahren entstanden sehr viele Lieder, Gedichte, Satiren, Karikaturen. Das Liedrepertoire zeigte alle Varianten des Politischen Liedes, wie wir es heute kennen: politische Balladen (mit Dutzenden von Strophen), Parodien, direkte Kampflieder, pathetische Hymnen, Vertonungen bekannter Lyrik, eindringliche Volksliedmelodik... Richard Wagners "Ring" setzt die Ideenwelt der Frühsozialisten unmittelbar um: jeder solle nur für seine Arbeit Geld bekommen - alles Geld, was durch Zins, Wucher oder Mehrwertproduktion ohne eigene Arbeit entsteht, ist Diebstahl. Trotz aller persönlicher Widersprüchlichkeit Wagners ist der "Ring" von dieser Ideenwelt durchsetzt.

8. Erster Weltkrieg und die Folgen: Wozzeck und Agitprop - Alben Berg und Hanns Eisler

Erlebnisse beim Militärdienst und die allgemeine Nachkriegsstimmung haben Berg veranlasst, das Dramenfragment Büchners (aus dem Jahr 1837) als Oper umzusetzen. Dabei wird die Anti-Kriegsstimmung psychologisiert, verfremdet und konsumierbar. Der Stachel bleibt jedoch, wie die Oldenburger Aufführung von "Wozzeck" zeigt, die zu einer Landtagsanfrage der rechtsradikalen Parteien führte.
Hanns Eislers Kompositionen für die proletarischen Agitprop-Truppen (1927-33) kennen die typischen Prohbleme bürgerlich-engagierten Musik nicht. Sie sind direkt und gerade heraus agitierend. Am besten sichtbar im Brecht/Eisler-Film "Kuhle Wampe".

9. Dumm, dreist, raffiniert? - Musik im NS-Staat.

(1) Singen in der NS-Zeit: Hymnen, Jugendlieder, musikpädagogische Lieder. (2) Entartete Musik: Swing und Jazz, Kunstmusik (Atonalität). (3) Musik in Konzentrationslagern. (4) Was ist das "positive" Bild von (nordischer) Musik...? Verhältnis zur heroischen Musiktradition (Bach, Beethoven, Wagner). - Musikpolitik innerhalb eines irrational-vagen "Theoriesystems" mit vielen opportunistischen oder nur "dummen" Musikern (Richard Strauss, Anton Webern, Wilhelm Furtwängler usw.).

10. Musik im Kalten Krieg: Avantgarde und Sozialistischer Realismus (download: Texte!)

Die ideologische Auseinandersetzung im Kalten Krieg spielte sich auf musikalischer Ebene ab: sowohl in der DDr als auch in de4r BRD gab es "Kämpfe" unterschiedlicher Richtungen. Opinio-Leader: Brecht und Adorno, sekundiert von zahlreichen Komponisten.... Textbeispiele!

11. US-Imperialismus, das Beispiel Lateinamerika (Chile, Kuba)

Chile als eines der "europäischsten" Länder Lateinamerikas verwedent traditionelle "Indio-Musik" als politisches Symbol, es entsteht ein neuer Stil (der für ganz Lateinamerika richtungsweisend wird), nach dem Putsch 1973 wird diese "neue Richtung" exiliert und in den Untergrund gedrückt, es entstehen neue subversive musikalische Widerstandsformen, die bis heute im Zeichen einer "Aufarbeitung der eigenen Geschichte" noch relevant sind. Link zu Chile-Materialien!

12. Deutschland und die Wende: Soziale Bewegungen

Als Beispiele alter sozialer Bewegungen: Anti-AKW-Kampf in Wyhl. Neue soziale Bewegungen der 80er Jahre. Die Deutsche Hymne nach der Vereinigung 1990. HipHop gegen Rassismus im vereinigten Deutschland. Chronik zu Musik nach der Wende. Text.

13. Zusammenfassung: Musik und Politik