(11. Std.) Zu den Panflöten der Andenländer
Zu dieser Doppelstunde gehören die Playlist Weltstimmung Teil 8, das Arbeitsblatt Blatt 11-Panflöten, die Powerpoint-Präsentation 11 und die Exceltabelle Berechnung-Panflöten
Podcast 11
Hoquetus und das Panflötenprinzip
Hoquetus ist im abendländischen 13. bis 14. Jahrhundert (Notre Dame-Schule, Machaut) eine Kompositionstechnik, bei der sich zwei oder mehrere Stimmen eine Melodie „aufteilen“, d.h. kurze Phrasen oder Einzeltöne abwechselnd singen/spielen. Hocket (engl. für hoquetus) bezeichnet in der afrikanischen Musik das Musizieren auf „Einton-Instrumenten“, bei dem eine Melodie auf mehrere Spieler „aufgeteilt“ wird. Beispiele sind die , Querhörner-Gruppen (Amagwala, Uganda), Holztrompeten der Ituri-Pygmäen (Zaire), Mbaya "Zentralafrikas", die Antilopenhorn-Ensembles ( Nyele der Volksgruppe Tonga in Sambia und Simbabwe), Riedpfeifen-Ensembles (Tansania) und Eintonpfeifen-Gruppen (Zuabara, Sudan). Bilder in dieser Reihenfolge:
„Hoquetus-artige“ Spielweisen gibt es vielfach:
- Das Prinzip von Master und Mixer bei den Amadindas in Uganda.
- „Interlocking“ im Gesang der Pygmäen oder auf einzelnen Pazifikinseln (Salomenen-Inseln).
- "Ngoma Buntibe"-Zeremonien der Tonga (Sambia, Simbabw) auf den Nyeles.
- Panflötenspiel in Lateinamerika (insbesondere Bolivien) - siehe ganz unten!.
Nyele der Tonga in Sambia und Simbabwe
Die Tonga wohnten im fruchtbaren Sambesital und wurden, als 1955 der Staudamm - heuite Karibasee - gebaut wurde, auf die höher gelegenen unfruchtbaren Ufer von Sambia und Simbabwe umgesiedelt und gehören heute zu den "vergessenen" Volksgruppen Afrikas. Ihre Beerdigungszeremonie "Ngoma Buntibe" und die dabei gespielte Musik hat 1997 einen Mitarbeiter des Österreichischen Rundfunks fasziniert, und so ist die Gruppe Simonga in Europa bekannt geworden:
Die Trompeten Nyele in ihrer vollen Schönheit:
Musikinstrumente der Ureinwohner Amerikas
Die Instrumente der Ureinwohner Amerikas sind hier abgebildet:
Ersichtlich gibt es Trommeln, Rasseln, Hörner und Flöten, keinbe Saiteninstrumente sind bekannt. Von Interesse für die Frage von Tonsystemen sind die Panflöten, die in allen lateinamerikanischen Museen zu sehen sind:
Die beiden letzten Bilder zeigen die Hoquetustechnik in schon recht früher amerikanischer Zeit, genannt "flautos complementarios", also Komplementärflöten! - Hier noch eine Demonstration der musikalischen Möglichkeiten nachgebauter alt-amerikanischer Flöten:
Hier ein Beispiel der "klassischen" Panflöte "Siku" oder "Zampona" mit den zwei Pfeifenreihen ARKA und RA, die komplementär gestimmt sind:
Längenmessungen an einer konkreten (nicht idealisierten) Siku mit einer G-Dur-Stimmung haben folgende Werte ergeben (türkis unterlegt die hintere Reihe ARKA) :
Länge (mm) Intervall (Cent) Frequenz (Hz) Centabw. normiert h" 85 1941,18 0,0 a" 95 192,6 1736,84 7,4 g" 105 173,3 1571,43 34,2 f#" 110 80,5 1500,00 53,6 e" 130 289,2 1269,23 -35,6 d" 140 128,3 1178,57 36,1 c" 160 231,2 1031,25 4,9 h' 170 105,0 970,59 0,0 a' 190 192,6 868,42 7,4 g' 215 214,0 767,44 -6,6 f#' 225 78,7 733,33 14,7 e' 255 216,7 647,06 -2,0 d' 285 192,6 578,95 5,5
Hier drei Beispiele für Panflöten Musik, zunächst eine Demonstration, dann die chilenische Gruppe Quilapayun und abschließend bolivianische Straßenmusik in Bremen:
Bei größeren Panflöten werden ARKA und IRA getrennt und von zwei Spieler/innen in Hoquetus-Technik gespielt. Das bekannteste Beispiel hierfür sind die Auftritte von großen Panflöten-Orchesterns auf den 2018 zum nationalen Kulturerbe ernannten Jula- Jula-Feste in Bolivien:
Eine typische Jula-Melodie in "Reinform" ist hier zu hören:
eine Jula-Jula-Melodie original