(7. Std.) Die ostasiatische Musik (China,Thailand, Japan )


Zu dieser Doppelstunden gehören die Arbeitsblätter Blatt07-Ostasien, Blatt07-Thailand, das Notenblatt 07 und die Powerpoint-Präsentation "07Ostasien.pdf". Videos sind auf der Playlist "Weltstimmung Teil 5" zusammen gestellt. Die Perspektive der Tonsysteme wird eingenommen durch die Untersuchung der Stimmung von Qin (China), Bianqing (China), Ranat ek (Thailand) und Koto (Japan).



Die Wölbbrettzither Quin


quin



Ausschnitte aus einem Konzert von Chen Leiji, der auch bei der Eröffnung der Olympiade 2008 gespielt hat


Die Qin verbindet das Stimmen der Saiten in Quinten (das sich auch in der Anzahl der Seidenfäden pro Saite widerspiegelt) mit der Oberton-Arithmetik, die sich bei den Griffmarken für die Flageoletttöne findet. In der Spielpraxis werden vor diesem mathematischen Hintergrund die Einzeltöne noch recht kunstvoll "mikrotonal" ausgestaltet.


qin


Zwei Interpretationen des Liedes "Abschied der Freunde auf dem Yang-Guan" (Noten hierzu auf dem Notenblatt 07):

Interpretation 1

Interpretation 2


Das Steinglockenspiel  Bianqing


bianqing

 


In diesem Video wird zunächst die Dur-Tomleiter H-C#-D#-E-F#-G#-A#-H gespielt und anschließend die Pentatonik H-C#-E-G#-H. Die Frequenzmessung:


Messung temp. Intervall zw. Centabw. Pythagoreisch
1000 H 987,8   21,3  
1116 C# 1108,7 190,0 11,3 204
1256 D# 1244,5 203,0 15,9 204
1329 E 1318,5 96,4 13,7 90
1487 F# 1480,0 194,5 8,2 204
1669 G# 1661,2 199,9 8,1 204
1874 A# 1864,7 201,6 8,7 204
1989 H 1975,5 104,0 11,8 90

Interpretation:Die letzte Spalte zeigt die Werte einer pythagoreischen Skala (ausgehend vom Ton e in reinen Quinten). Die drittletzte Spalte zeigt die gemessenen Intervalle in Cent. Man erkennt, dass die gemessene Stimmung zwischen pythagoreisch und temperiert liegt. Die pythagoreischen Ganztöne (204 Cent) sind etwas verkleinert in Richtung 200 Cent, die reinen Halbtöne (90 Cent) sind vergrößert in Richtung 100 Cent. Die Genauigkeit des Instruments ist nicht sehr hoch anzusetzen, weil die Oktav alles andere als rein ist. Die Spalte "Centabw." zeigt die Stimmungsabweichungen von der 400Hz-temperierten Skala "temp."


Sie können sich hier einen Sample-Player für Windows herunter laden, um auf dem originalen BianChing zu musizieren: sei es auf einem externen Keyboard oder mittels eines Midifiles. Download einer gepackten Datei (123 MB).

 

 

Hören Sie Bachs C-Dur-Präludium gespielt auf BianChing (realisiert durch den Sample-Player unter Verwendung der Samples des obigen Videos):



Das Xylophon Ranat ek


ranat ek


Die Skala des Ranat ek

Das Instrument ist in 3 Oktaven gestimmt, wobei der tiefste Ton nach der obersten Oktav nochmals wiederholt wird. Ungefähr also in f-Moll (aeolisch):
f-g-as-b-c‘-d‘-es‘-f‘-g‘-as‘-b‘-c“-d“-es“-f“-g“-as“-b“-c³-d³-es³-f³. Frequenzmessungen am Youtube-Video und an einem Ranat ek im Ethnologischen Museum in Berlin haben folende Werte ergeben:


Taste Nr Frequenz (Hz)
Intervalle (Cent)
Berlin Thai
Berlin Thai (geschätzt)
b 19 235,74 227,00
c 18 258,56 257,00
159,96 214,89 214,89
d 17 283,96 -
162,23 - 165,00
es 16 313,56 311,00
171,66 330,18 165,00
f 15 345,07 346,00
165,78 184,63 184,63
g 14 382,13 384,00
176,61 180,40 180,40
as 13 422,24 417,00
172,80 142,73 142,73
b 12 464,69 460,00
165,85 169,90 169,90
c 11 517,12 513,00
185,08 188,79 188,79
d 10 568,46 568,00
163,87 176,32 176,32
es 9 628,97 -
175,12 - 162,00
f 8 699,73 685,00
184,57 324,26 162,00
Mittelwert der Intervalle
171,23
173,79

Es bestätigt sich tendenziell die These, dass Ranat ek „äquidistant“ gestimmt ist, d.h. die Intervalle zwischen den Tönen (Stäben) ungefähr gleich groß 1200/7 =171 Cent betragen.


Das „Milchlied“



Das Milchlied ist in b-lydisch, verwendet die Töne b‘-c“-(d“-)-es“-f“-g“-as“-b“-c³-d³-(es³-)-f³, d.h. es fehlen in der zweigestrichenen Oktav das d und in der dreigestrichenen Oktav das es. Allerdings fehlen diese Töne nie vollständig, da stes in Oktaven gespielt wird. Wenn man bei der realen Stimmung die „Nähe“ von d und es annimmt, dann hat man im Prinzip eine 6-tönige Skala b-c-d/es-f-g-as-b. Die  gesamte Melodie ist auf Notenblatt „Milchlied.pdf“ vezeichnet. Neben dem Original des Milchliedes (im Youtube-Video) und der daraus exzerpierten Skala gibt es noch vom Maqam-Player eingespielte Versionen in den Stimmungen des Videos und des Berliner Xylophons sowie beide Version gleichzeitig, damit man den Unterschied der Stimmungen in Gestalt der Schwebungen hören kann:


Milchlied Originalstimmung (Maqam-Player)


Milchlied Berlin-Stimmung (Maqam-Player)


Milchlied beide Stimmungen (Maqam-Player)


„Jingle Bell“



Hier findet zunächst ein „Kinder-Erwachsenen-Wettbewerb” statt, der in ein gemeinsames Musizieren von “Jingle Bells”  mündet. Wenn die Melodie von Jingle Bells in Es-Dur gespielt würde, dann würden die Tonhöhen in grober Annäherung passen (es-f-g-as-b-c-d-es). In der Show wird Jingle Bells aber in sehr hoch intoniertem As-Dur gespielt. Der Ton „des“ klingt auf der Aufnahme besonders „unsauber“. Betrachtet man die Abweichungen der Ranat-Töne von der temperierten Skala, so wird dies klar:


Show Centabw.     Centabw. normiert
as 208 2,50 as 207,7 2,90 -45,62
b 237 28,86 h 246,9 -71,14 -19,26
c 269 48,12 c# 277,2 -51,88 0,00
d 297 19,34 d# 311,1 -80,45 -28,78
es 322 59,47 e 329,6 -40,53 11,35
f 360 52,59 f# 370,0 -47,41 4,47
g     g# 415,3  
as 435 80,21 a 440,0 -19,79 32,09
b 484 65,00 h 493,9 -35,00 16,88
c 537 44,90 c# 554,4 -55,10 -3,22
d 590 7,85 d# 622,3 -92,15 -40,27
es 651 78,06 e 659,3 -21,93 29,94

In dieser Tabelle sind mehrere Varianten durchgespielt. Nimmt man die Stimmung des vorigen Xylophons b-c-d-es-f-g-as-b, so sind die Abweichungen von der temperierten Skala (in Cent) derart, dass alle Instrumente sehr hoch liegen außer „d“ - d.h. dass „d“ relativ tief liegt. Man kann dasselbe auch so notieren, also ab die Xylophone eine Halbton höher gestimmt wären: 4. und 5. Spalte. Schließlich kann man die Tonlage um 48 Cent erhöhen, um dann die Centabweichungen der letzten Spalte zu erhalten. Hier wird besonders deutlich, dass in der hohen Lage das d extrem tief gegenüber der Umgebung ist.

Hörbeispiele (alle auf dem Maqam-Player realisiert):


Jingle Bell: Thai-Stimmung von oben (Maqam-Player)


Jingle Bell: Berliner Stimmung (Maqam-Player)


Jingle Bell: in der Milchlied-Stimmung (Maqam-Player)


Jingle Bell: Stimmung der Show (Maqam-Player)


In den beiden ersten Beispielen wird Jingle Bell in der Tonlage der Fernsehshow (also As-Dur) gespielt. Im dritten Beispiel erklingt Jingle Bell in der Tonlage des Demo-Videos, dessen Frequenzen auch der obigen Tabelle zugrunde liegen. Es fällt jedes Mal auf, dass der „besonders unsaubere“ Ton „d“ in diesen Beispielen nicht störend aus dem Kontext fällt, weil er in das „äquidistante“ Umfeld eingebettet ist. In der Fernseh-Show jedoch fällt das „d“ extem aus dem Rahmen.


Hören Sie noch Bachs C-Dur-Präludium gespielt auf Ranat ek (realisiert durch den Sample-Player unter Verwendung der Samples des obigen Videos):



Hören Sie noch abschließend Bachs C-Dur-Präludium in einem Duo von BianChing und Ranat ek (realisiert durch den Sample-Player unter Verwendung der Samples der obigen Videos):


Die (Wölbbrett-)Zither Koto



Die Stimmung der Koto-Saiten (die ohne Reiter alle gleich gestimmt sind) ist bei einfacher Musik ausschlaggebend für den "Modus" der Melodie. Einige der bekanntesten Stimmungen sind hier aufgeführt. "Hirajoshi" soll "traditionell" und besonders bekannt sein. Bis auf "Nogi-Choshi" ist aber keine Stmmung pentatonisch, wenn auch fünftönig. Nimmt man bei "Hirajoshi" die b's weg, so erhält man die pentatonische Skala "Nogi-Choshi". Somit lässt sich "Hirajoshi" als "alterierte Pentatonik" auffassen, was bei den anderen Stimmungen nicht gut möglich ist.


kotostimmung


Hirajoshi-Skala


"Sakura" (in Hirajoshi)


Nogi-Skala



Demonstration der Stimmung Hirajoshi. Die Tabelle zeigt die Stimmung dieser Koto: unter den Frequenzen ist die Abweichung von den Tönen der temperierten Stimmung in Cent angegeben, in der Zeile darunter ist die Cent-Abweichung von einer reinen Quintenstimmung (ausgehend vom g) angeführt..


Hz (aufw) Hz (abw) temp Centabw. (aufw) Centabw. (abw) Intervalle  
d' 295 295 293,66 7,85 7,85 temp Messung
g 197 197 196,00 8,83 8,83 0  
a 223 223 220,00 23,45 23,45 1 214,62
b 237 237 233,08 28,86 28,86 100 105,41
d' 296 296 293,66 13,71 13,71 400 384,85
es' 311 313 311,13 -0,71 10,39 100 85,58
g' 397 397 392,00 21,96 21,96 400 422,67
a' 445 445 440,00 19,56 19,56 200 197,60
b' 469 474 466,16 10,50 28,86 100 90,94
d" 595 595 587,33 22,46 22,46 400 411,96
es" 621 630 622,25 -3,49 21,42 100 74,04
g" 788 787 783,99 8,83 6,63 400 412,32
a" 900 900 880,00 38,91 38,91 200 230,08

In der 2. und 3. Spalte sind die Messergebnisse an diesem Video beim Spiel auf- und abwärts, neben den entsprechenden Frequenzen der temperierten Skala stehen die Centabweichungen. Die beiden letzten Spalten zeigen die Centwerte für die Intervalle zwischen den Tönen. Bei einer reinen Stimmung müsste der Ganzton mit 204, der Halbton mit 90 und die große mit 386 Cent veranschlagt werden.


Das jeweils verwendete Tonsystem kann man an der Position der Reiter (Stege) ablesen. Im folgenden Beispiel hat die Spielerin ihr Instrument durchaus individuell gestimmt (https://www.youtube.com/watch?v=Xgs4qq_ZsfE):

 

koto

In diesem Bild sind die Oktaven gelb eingezeichnet, das erste Intervall (gelb zu lila) beträgt genau 14:10,5 = 4:3 Längeneinheiten, entsprechend einer Quarte. Die nachfolgenden Intervalle (3. Spalte in Cent) sind gemäß den Längenmessungen (2. Spalte):

Saitenlänge Intervall 
Stegnr. (Einheiten) (Cent) Taste Cent abw.
1 14,00 D 0,0
2 10,50 498,04 G -2,0
3 9,10 745,79 a 45,8
4 8,20 926,08 h 26,0
5 7,50 1080,56 c#' -19,5
6 7,00 1200,00 d' 0,0
7 5,60 1586,31 g' (f#') -69,0
8 4,90 1817,49 a' (g#') -82,5
9 4,25 2063,87 h' -36,2
10 3,90 2212,66 c#" 12,6
11 3,50 2400,00 d" 0,0
12 1,90 3457,63 c#³ -42,4
13 1,20 4253,18 -46,8