Früher: Musik kann (und sollte) man verstehen, d.h. es gibt Botschaften, die musikalisch verschlüsselt sind und die man richtig oder falsch entschlüsseln kann. MU zeigt Wege, Möglichkeiten, Strategien und inszeniert Momente des Musikverstehens. Es gibt zwar auch "Mißverständnisse", die Spaß machen, aber tieferes Vergnügen hat, wer Musik, nicht mißversteht. (Musikbegriff: "Musik ist Kommunikation".)
Heute: Menschen "konstruieren" sich die Bedeutung von Musik individuell durch ihren persönlichen Umgang mit Musik. Es gibt nicht "die" Botschaft, die man richtig oder falsch versteht. Es gibt überhaupt kein Richtig und Falsch mehr. - An die Stelle von Richtig und Falsch bzgl. des Musikverstehens treten Wert-Kategorien wie selbst- oder fremdbestimmter Umgang mit Musik. (Musikbegriff: "Musik ist eine Möglichkeit von Selbsterfahrung".)
Zielformulierung als Konsequenz:
MU inszeniert möglichst vielfältige - vor allem auch aktive - Umgangsweisen mit Musik und bietet den SchülerInnen Erfahrungen von bewusstem Umgang mit Musik. Aufgrund solcher Erfahrungen lernen die SchülerInnen, das Musikangebot selbstbestimmt zu nutzen, sich selbstbestimmt Bedeutungen von Musik zu "konstruieren".
Die LehrerIn "inszeniert" verschiedene Umgangsweisen mit Musik und sorgt (z.B. durch Spielregeln) dafür, dass alles tolerant und sozial verträglich (gemeinschaftlich) abläuft.
Ist der Gong-Dialog "eine Erfahrung aktiven, bewussten und selbstbestimmten Umgangs mit Musik (Instrument und Klang)"?
Es wurden persönlichkeitsbezogene anstatt instrumentenbezogene Klangerfahrungen gemacht werden,es wurde ein Angebot vorgelegt, die eigene Persönlichkeit resonieren zu lassen, d.h. eine sehr persönliche ("intime") Umgangsweise mit einem Instrument zu praktizieren,
es fand musikvermittelte, multimediale Kommunikation statt, die den Umgang mit Klang und Instrument bewusst machte.
Alles passiert im Klassenzimmer - im Gegensatz zur Therapie - spielerisch. Spielregeln und Rollen "schützen" die SchülerInnen genau so weit, wie diese "es zulassen".
Musikpädagogik |
Musiktherapie |
SchülerInnen gehen nicht zur Schule, weil sie leiden (sie leiden allenfalls, weil sie zur Schule gehen) |
KlientInnen gehen in die Therapie, weil sie leiden. |
diffuse oder keine Erwartungen der SchülerInnen |
klare, hohe Erwartungen der KleintInnen |
Lernzielkataloge, Lehrplan, Richtlinien |
Diagnose, Therapieplan |
Zwang, Selbstverständlichkeit |
Freiwilligkeit und "Vertrag", oft hohe Barriere ("Leidensdruck") |
Unterricht ist kostenlos |
Therapien kosten etwas |
Musik ist Inhalt |
Musik ist Mittel |
Ziel: früher Musikverstehen, Musiklernen, neuerdings "mit Musik selbstbestimmt umgehen" |
Ziel: aus dem Therapieziel abgeleitet |
Schülerorientierung bezüglich Methode (nicht bezüglich der Ziele, bedingt bzgl. Inhalte) |
Klientenorientierung bzgl. Ziel (nicht Methode) |
Schulbücher, Unterrichtsmaterialien |
Methodenkataloge, Verfahrenstechniken |
Der persönliche Bezug zur Musik spielt implizit eine Rolle, ist aber nicht Zentrum des Unterrichts |
Der persönliche Bezug zur Musik ist das Zentrum der Therapie |