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Lin Marc Meinhardt:
Untersuchungen zur politischen Aussage, Haltung und Funktion des deutschen HipHop
Es wird nicht nur bewiesen, dass HipHop eine "politische Jugendkultur" ist, sondern auch dass sich in dieser Szene ein Teil der deutschen "Migrantenkultur" abspielt. Das dumpfe Lied vom kommerziellen Ausverkauf wird relativiert und kontrapunktiert.
Nach einem historischen Problemabriss, der sich im wesentlichen auf Vorarbeiten des im Jahr 2000 erschienenen Buches von Verlan & Hannelsloh stützen kann, folgt die Bearbeitung der Aufgabe in mehreren Schritten:
- die Untersuchung der Präsenz von HipHop in den Charts (zum Zwecke des Nachweises der Akzeptanz und gegebenenfalls Kommerzialisierung),
- eine systematische Textanalyse,
- eine "detektivische" Recherche nach der Funktion von HipHop,
- eine Überprüfung zentraler Aussagen der vorigen Kapitel durch Interviews.
Im Zentrum der Arbeit steht die Textanalyse (Kapitel 3). Das Kapitel über die "Funktionen" ist erheblich kleiner als das der Textanalysen. Hier macht Lin Meinhardt zu Recht gravierende methodologische Einschränkungen. - Die Interviews, die im 6. Kapitel dargestellt sind, wurden sorgfältig ausgeführt und interpretiert. Die Interviews sollen überprüfen, ob die in der Textanalyse gewonnenen Aussagen auch die subjektive Meinung einiger "Opinion Leader" treffen. Und dies ist auch weitgehend der Fall.
Diese Arbeit ist ein Beitrag zum Thema HipHop in Deutschland. Die "politische Fragestellung" hebt sie aus der bestehenden Literatur heraus. Die Arbeit wirft auf die deutsche HipHop-Szene ein neuartiges und bemerkenswertes Licht: Die HipHop-Szene ist sehr stark von Migranten, Ausländern durchsetzt; die türkische Gruppe spielt dabei in puncto Medienpräsenz derzeit eine ungewöhnlich geringe Rolle (die Türkrap-Begeisterung ist vorbei); die Afrodeutschen sind weitgehend "führend"; der Streit um den kommerziellen Ausverkauf sehen die meisten HipHoper "dialektisch"; die Themen sind zwar selten "explizit" (partei-)politisch, enthalten aber eindeutig politische Haltungen und Argumentationsweisen; obgleich derzeit das "Battlen" besonders verbreitet ist, ist die Szene als Ganze eindeutig gewaltfrei; Drogen indessen sind eine Selbstverständlichkeit. Offen muss bleiben, ob die intendierte politische Funktion auch real ist.
Bemerkung: Nach Fertigstellung der vorliegenden Untersuchung erschien das Buch "Fear of a Kanak Planet. HipHop zwischen Weltkultur und Nazi-Rap" von Murat Güngör und Hannes Loh. Dies Buch kann ergänzend zur vorliegenden Untersuchung gelesen werden. In jenen Bereichen, in denen sich die Fragestellungen überschneiden, decken sich die Aussagen beider Werke.