Musik rund ums Mittelmeer | |
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Musiktheorie: Melodik
Tonmaterial:
alle Tonhöhen, die ein Instrument erzeugen kann, bei der Laute definiert durch die Bünde, bei allen übrigen Melodieinstrumenten durch besondere Artikulation weniger zentraler Töne (die beispielsweise gegriffen werden). In der temperierten arabisch-türkischen Musik werden oft 17 (oder mehr) solcher Tonhöhen pro Oktav verwendet. Zum Beispiel eine „temperierte Saz":
Ein „Modus" (maqam) besteht aus 7 Tönen pro Oktav mit Tonschritten zwischen (ungefähr) einem Halb- und übermäßigen Ganzton. In der modernen „Temperierung" kennt man 1/2-, 3/4-, 1- und 3/2-Tonschritte. Es gibt keine Vierteltöne. Das wichtigste von der 12-Temperierung abweichende Intervall ist der „mittlere Ganzton", d.h. der 3/4-Ton (zwischen Halb- und Ganzton).
Ein siebentöniger Maqam ist charakterisiert durch:
- Zwei aufeinander sitzenden charakteristischen Tetrachorden (in der Regel Umfang reine Quart),
- einen Grundton und oft auch einen zweiten „Rezitationston",
- Tetrachorde unter- und oberhalb der Stamm-Skala von sieben Tönen,
- bestimmten charakteristischen melodischen Wendungen sowie einem Stimmungsgehalt,
- eventuell weiteren Implikationen für die Form, den Ausdruck und die Gestaltung der Musik.
- Es gibt Familien (Gattungen) verwandter Maqams mit einer charakteristischen Schlussformel.
Zur Systematik der Maqams in temperierter Ausdrucksweise:
1. Einteilung nach vorkommenden Intervallen und Tetrachorden (Frederic Lagrange): von unten nach oben gelesen, eine in der arabischen Theorie eher ungewöhnliche Betrachtungsweise (hier wird eher von oben nach unten gelesen, also "agam" = 1/2, 1, 1 usw.)
Agam |
1 |
1 |
1/2 |
||
Nahawand |
1 |
1/2 |
1 |
||
Kurdi |
1/2 |
1 |
1 |
||
Saba zamzama |
1/2 |
1 |
1/2 |
Rast |
1 |
3/4 |
3/4 |
|||
Bayyati |
3/4 |
3/4 |
1 |
|||
Saba |
3/4 |
3/4 |
1/2 |
|||
sikah |
3/4 |
1 |
? |
Nawa athar |
1 |
1/2 |
3/2 |
1/2 |
|||
Higaz (modern) |
1/2 |
3/2 |
1/2 |
||||
Higaz (alt) |
1/2 + |
3/2 - |
1/2 |
Ein Modus (mit denselben Bezeichnungen) besteht aus zwei solchen Tetrachorden:
2. Einteilung nach „Familien" oder „Gattungen" (Habib Hassan Touma):
Gattung r
āst: charakteristisch ist die Endung mittel – mittel – groß (also 3/4 – 3/4 – 1 abwärts)(Grundskala c’ bis c". Tetrachorde ................... + ..................................)
Gattung bay
ātī: charakterisiert durch die Endung groß – mittel – mittel (also 1 – 3/3 – 3/4)(Grundskala d’ bis d". Tetrachorde ........................ + ...............................)
Gattung s
īkāh: charakterisiert durch die Endung groß – groß – mittel.Gattung nahawand: charakterisiert durch die Endung groß – klein - groß.
Gattung hi
ğāz: charakterisiert durch die Endung klein – übermäßig – klein.Notation mit dem abendländischen Fünfliniensystem:
Bei der temperierten Maqam-Theorie werden die # und b übernommen und die Vierteltonerniedrigung mit durchgestrichenem b – siehe oben! – bezeichnet. (Eine Vierteltonerhöhung mit einfach durchgestrichenem Kreuz .) Es sind noch weitere Bezeichnungen (zum Beispiel ²b für die Vierteltonerniedrigung) in Umlauf.
Theorien:
Zuerst gibt es die Praxis, sodann folgen die Theoretiker und versuchen, die Praxis zu beschreiben, zu erklären und gegebenenfalls zu fixieren. Beispiel Kairoer Konferenz 1932. Erfahrungsgemäß sind die Praktiker sehr unterschiedlicher Auffassung was „richtig" ist. Theorie und Praxis haben sich in der Frage des Instrumentenbaus überschnitten.
Ud-Stimmung nach Risala fi l-musiqi (circa 900):
G |
Ab |
A |
B |
H |
C |
1:1 |
256:243 |
9:8 |
32:37 |
81:64 |
4:3 |
Prim |
Reiner Ganzton |
2 reine Ganztöne |
Reine Quart |
Al Farabi (879-950) eine Langhalslaute, deren Bünde in 8 Teile geteilt ist:
G |
Ab |
A |
A+ |
B |
B+ |
B++ |
H |
C |
1:1 |
256:243 |
9:8 |
8:7 |
32:27 |
81:68 |
27:22 |
81:64 |
4:3 |
Nachbar des Zeigefingers |
Zeigefinger |
Alter Zeigefinger |
Mittelfinger |
Persischer Mittelfinger |
Mittelfinger des Zazal |
Ringfinger |
Kleiner Finger |
Zu diesen Zahlenverhältnissen gelangen die Theoretiker durch Zahlenspekulation, nicht durch empirische Forschung. So ist das Intervall 256:243 das Intervall zwischen zwei reinen Ganztönen (9:8 x 9:8 = 81:64) und der reinen Quart (4:3). Dagegen ist 8:7 die „Naturseptime" der Obertonreihe.
Nach diesen (uralten) „Klassikern" gab es im 19. Jahrhundert noch weitere Berechungssysteme, die sich alle nicht durchgesetzt haben.