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„Melodien in freygish“ (phrygisch)
 

Andere Bezeichnungen: Ahava Raba, Hijaz

       e-f-gis-a-h-c-d-e (oder d-es-fis-g-a-b-c-d etc.)
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mit den Begleitharmonien: e-gis-h (I) und d-f-a (VII), eventuell noch a-c-e (IV).
Charakteristisch ist, daß die Töne des Grunddreiklangs e-gis-h jeweils durch einen „Halbtonvorhalt“ („Seufzermelodik“) erreicht werden: f-e, a-gis und c-h. Diese Vorhalte sind nie Harmoniebestandteil, sondern stets Dissonanzen. Sie können betont oder unbetont stehen!


 

Melodieaufbau von „Shil’she mir a lidele“: jeder Bauteil 2 Takte, 2+2 => 4 + 4 => 8 + 8 => 16.
a - a’ (Transposition) - b (Steigerung, Antwort) - a“ (Schlußwendung) --
e (Ausruf!)- f (Antwort) - e’ (Variante) - f’ (Schlußwendung).
 

Nach Beregovski (1962) sind 25% der Klezmerstücke in freygish (was bei seinem Bestand ca. 1500 Stücke sind). Freygish ist damit die am weitesten verbreitete „Tonart“ in Klezmer. Die Harmonisierung E7 - Dm (für freygish in e) ist ebenfalls ein Grundmerkmal von Klezmer. So spielen beispielsweise Klezgoyim aus Bremen eine Bayerische Volksweise und machen sie durch den Ganztonschritt unter der Tonika mit Moll-Harmonisierung zu "Klezmer".
 

Arbeitsaufgabe im Seminar:

Untersucht folgende Liedersammlungen nach Melodien, die charakteristisch für den hier vorliegenden Typ von „freygish“ sind:

Idelsohn: Jewish Music
Frankl: Wenn der Rabbi singt
Rebling: Es brennt, Brider...
Pasternak: Jewish Songbook
Mlotek: Mit trogn a gezang
Mlotek: Pearls of Yiddish Song
Feidman: Klezmer Soul
Feidman: The Dance of Joy

Schreibt Melodiewendungen hin, die besondersn charakteristisch sind!
Haben die „freygish“-Lieder einen besonderen Inhalt? Haben sie einen charakteristischen Duktus? Haben sie einen besonderen Ausdrucksgehalt?

Das bedeutet: „freygish“ ist nicht eine neutrale Skala, sondern ein „Modell“ wie ein Raga oder Maqam (und nicht wie eine Kirchentonart). Skalen erscheinen in der Volksmusik stets in Verbindung mit Melodiewendungen, die für diese Skala „charakteristisch“ sind. Solche Melodiewendungen sind kulturspezifisch.
 

Fazit: Freygish ist nicht nur eine neutrale Skala, sondern ein „Modus“ mit einem bestimmten semantischen Gehalt - soweit unsere These! Diese These ist aufgrund der weltweiten Gebrauchs von Modi (maquams, Ragas) plausibel, müßte aber im Detail empirisch nachgewiesen werden. Zudem müßte konkret benannt werden, welcher semantische Gehalt mit freygish verbunden ist. Beregovskis hat 1948 einen Aufsatz beschrieben, in dem er den semantischen Gehalt von „alteriertem Dorisch“ (dem nach freygis zweithäufigsten Modus von Klezmermusik) untersucht. 
Vielleicht hat jemand Interesse, dieser Frage wissenschaftlich nachzugehen!