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Forschung und Apparative Musikpraxis

Die Forschungsaktivitäten erstrecken sich auf die Bereiche Hochschulcurriculumentwicklung, Schulcurriculumentwicklung, Soft- und Hardwareentwicklung, Sozialpsychologische Reflexion und künstlerisch-wissenschaftliche Forschungsvorhaben.

Hochschul-Curriculumforschung und -entwicklung im Bereich der Apparativen Musikpraxis

Das Konzept eiber "Appartiven Ausbildung" ist weitgehend von Niels Knolle in den 1970er Jahren entwickelt und mehrfach dargestellt worden. Ob sich dies Konzept üerhaupt bewährt, ob sich Musiklerer/innen, die einen Schwerpunkt "Apparative Musikpraxis" (statt Instrumentalunterricht) studiert haben, in der Unterrichtspraxis bewähren, war eine wichtige Forschungsfrage. Mit dem 1994 gegründeten "Arbeitskreis Neue Technologien im Musikunterricht", an dem überwiegend in der Schulpraxis stehende "Ehemalige" teilgenommen haben, hat Niels Knolle einen solchen "Erfolgsbeweis" erbracht.

Zahlreiche programmatische Publikationen von Niels Knolle seit 1972. Einen Schwerpunkt der Hochschulcurriculumforschung stellt der "geschlechtstypische Umgang mit neuen Technologien" dar:

Niels Knolle: Frauen, Neue Technologien und Musikausbildung. In:Musik und Bildung 1/1996, S. 41 - 45. - Ders.: "Weil ich ein Mädchen bin ..." - Symbolverständnis, Gebrauch und Funktionalisierung von Rockmusikinstrumenten im Kontext der Darstellung von Musikerinnen und Musikern in aktuellen Videoclips. In: Musikpädagogische Forschung 17: Geschlechtssoezifische Aspekte des Musiklernens. Blaue Eule, Essen 1996. S. 45 - 72.- Wolfgang Martin Stroh: Geschlechtsstereotype Tendenzen in chaotischen Systemen: Frauen und Männer im Oldenburger Musikstudium. In: ebenda, S. 110-122. - Mehrere Examensarbeiten über Frauen in der musikbezogenen Technikszene.

Schul-Curriculumforschung und -entwicklung im Bereich der apparativen Musikpraxis

Der Schwerpunkt der Oldenburger Forschungsaktivitäten liegt im Bereich der schulnahen Entwicklung, Erprobung, Evaluation und Publikation von Unterrichtskonzepten und -materialien. Neben ca. 25 Einzelartikeln, die sich mit Verallgemeinerungen von Schulerfahrungen und Marktübersichten beschäftigen, seien folgende Konzept-Artikel genannt:

Abbildung: Hauptschülerinnen beim algorithmischen Komponieren. (Erprobung von Unterrichtsmaterialien durch Felix Goldermann 1992.) Publikation hierzu in Musikpädagogische Forschung 16.

Niels Knolle und Heiner Bleckmann: MIDI-Recording und Musikunterricht. SchülerInnen einer Sonderschule produzieren einen Blues auf einem Computer. In: Musik und Bildung 6/1989, S. 334 - 339. - Ders.: Neue Technologien im Musikunterricht oder: Bach einmal anders. Überblick über typische Verwendungsmöglichkeiten und als Anregung ein Vorschlag zur praktischen (SchülerInnen-) Arbeit an einer Bach-Fuge. In: Musik und Unterricht 6/1991, S. 44 - 47. - Ders. und Herma Janssen: WICK BLAU oder: Computergestützte Vertonung eines Videos im Musikunterricht. Medienpaket mit Broschüre, Video und Diskette.midi-pädagogische schriftenreihe, Band 5, musiklabor Berlin 1991. - Ders.: "Projekt 46". SchülerInnen produzieren einen Video-Clip zur Umweltverschmutzung. In: Musik und Bildung 5/1994, S. 40 - 44. - Wolfgang Martin Stroh: Midi-Experimente und Algorithmisches Komponieren - Eine Anleitung zum kreativen Programmieren und Komponieren am Computer, mit Diskette(n). midi-pädagogische schriftenreihe, Band 3, musiklabor Berlin, Berlin 1990. - Ders.: Midi-Experimente und Algorithmisches Komponieren, Band 2. Programme und Projekte für den Musikunterricht und die Musikpraxis, mit Diskette(n). midi-pädagogische schriftenreihe, Band 6, musiklabor Berlin, Berlin 1991. - Ders.: Trance Dance. Heaven's Tears . In: Die Grüne Hefte Nr. 40, Juni 1994, S. 29-38. - Ders.: Algorithmisches Komponieren. Ein Weg zu musikalischer Kreativität und Selbsterfahrung?. In: LOG IN 15, 4/1995, S. 16-21. - Ders.: Somewhere Over The Rainbow. 1939 goes Rave. In: Die Grünen Hefte Nr.42, Februar 1995, S. 10-13. - Ders.: Musikpädagogische Maßnahmen gegen den Fetischcharakter des Computers. Zum Konzept des algorithmischen Komponierens. In: Musikpädagogische Forschung, Band 16, hg. von Georg Maas, S. 60-68. Verlag: Die Blaue Eule, Essen 1996 - Ders.: Oxygéne IV - ein Techno-Remix. In: Zeitschrift für die Praxis des Musikunterrichts, Heft 46, S. 33-37. Mit Midifile-Diskette und Tonbeispielen auf CD.

Forschung und Entwicklung von Hard- oder Software oder unter Verwendung eigenentwickelter Hard- oder Software

Peter Bayreuther

Im Rahmen des künstlerisch-wissenschaftlichen Vorhabens "Brain & Body" hat Wolfgang Martin Stroh Programme zur Computerimprovisation geschrieben sowie midifizierte Stepplatten entwickelt, die in Verbindung mit dem Midiperformance-System MPS der englischen Firma Zyclus eine sehr flexible Körper- und Bewegungssteuerung sämtlicher midifizierten Moduln ermöglichten.

Literurauswahl: Wolfgang Martin Stroh: Musikalische Rebellion gegen Musikcomputer? Zur Begründung des Musikprojekts "Brain & Body". In: Neue Zeitschrift für Musik 5/1990, S. 3-9. - Ders.: Die Grenzen der Echtzeit. Soll, muss und kann auf Computern improvisiert werden?. In: KEYS. Magazin für Musik und Computer Heft 1/1991, S. 116-121. (Weitere LIteratur auf der Brain & Body-Homepage.)

Ein softwaresimuliertes Trautonium wurde von Jörg Spix entwickelt.

Das Oldenburger Brainlab ist eine computergesteuerte "Chillout"-Anlage auf der Basis von Brainmashines. Hemisync-Musik wird mit Stroboskopblitzen synchronisiert. Technisches Zentrum des Brainlabs ist die midifizierte Steuerung von Stroboskopblitzen. Die Anlage wird von Wolfgang Martin Stroh betrieben und eingesetzt.

Das Programm MIDI-Planetarium zur Musikalisierung von Planeten- und Sternenkonstellationen von Wolfgang Martin Stroh wird in konzertanter Form, als Studio-Tool zur Horoskopvertonung und im Rahmen eines musikpsychologischen Forschungsprojekts eingesetzt. Es wurden 32 Konzerte umgesetzt, 90 Hortoskope vertont bzw. entsprechende Kompositionsaufträge durchgeführt, u.a. für die Auftragskomposition "Luftschiffe" zur Eröffnung des Oldenburger Hörsaalzentrums von Violeta Dinescu.

Abbildung: Andreas Lüderwaldt vom Überseemuseum Bremen und Wolfgang Martin Stroh bestimmen die Stimmung außereuropäischer Musikinstrumente.

Wolfgang Martin Stroh hat Software-Editoren und Handbücher zur mikrotonalen Stimmung von Synthesizern geschrieben. Literaturauswahl:

 Wolfgang Martin Stroh: Programmierte Verstimmung. BASIC-Programmierung von Microtuning. In: KEYS. Magazin für Keyboard, Computer und Recording, Heft 5 , S. 54-57. - Ders.: Microtunes. Synthesizerstimmungen für Musikpraxis, Musikpädagogik und Musikwissenschaft. Software-Paket. 16 Seiten + Diskette. Verlag: Geerdes Midisystems, Berlin 1991. - Ders.: Tonsysteme und Stimmungen hören. Microtuning auf Midi-Instrumenten. Ein Handbuch zum praktischen Experimentieren mit Stimmungen aus aller Welt. midi-pädagogisache schriftenreihe, Heft 10, 2 Disketten musiklabor Berlin, Berlin 1994. - Ders.: Stimmungs-Editor für die Roland-Soundcanvas-Serie; Stimmungs-Editor für die Yamaha DX 77-/SY 77-Serie; Stimmungs-Editor für die Korg workstation-Serie (M1, T3, 05R/W usw.). Jeweils Diskette mit Begleitheft. musiklabor Berlin, Berlin 1994.

Abbildung: Im lichtsensiblen Bereich der Sound-Recycling-Installation in der Oldenburger Kulturetage Oldenburg beim "Tag der offenen Ohren" des Faches Musik 1994.

Niels Knolle und Jörg Spix: "Sound-Recycling". Eine interaktive Klanginstallation.

"LifeArt" mit Niels Knolle und Axel Weidenfeld gibt Konzerte, wo es keine Sequencer, abgespulten Patterns, keinen Computerschwindel, sondern ausschließlich Livemusik gibt - unter extensivem Einsatz von Samplern, Effekgeräten, Keyboards und Mikrofonanlagen. Axel Weidenfeld bedient Gitarren aller Art, Niels Knolle die Keyboards. Je nach Ambiente wird akustischer Müll, Umgebungslärm, werden Publikumsgeräusche usw. mitverarbeitet.

DFG-Projekt "Medienkompetenz"

Im Rahmen des DFG-Projekts "Medienkompetenz in der Musikpädagogischen Praxis" wurden 200 Musiklehrer/innen nach ihrem Umgang mit neuen Technologien befragt. Das Ergebnis wurde auf einer Tgaung mit Experten diskutiert und in unterschiedlicher Ausführlichkeit publiziert. Alles Nähere: HIER.

Die Apparative Musikpraxis hat auch auf den Lehrbetrieb in Musikwissenachft sowie auf die medien- und technik-kritische Reflexion Einfluß gehabt. Literaturauswahl:

Wolfgang Martin Stroh: Zur Soziologie der elektronischen Musik. Amadeus-Verlag, Zürich 1975. - Ders.: Zur Soziologie der elektronischen Musik in den 80er Jahren. In: Schweizerische Musikzeitung 1/1983, S. 14-25. 1993. - Ders.: Harmonie, Chaos und Computer - Neue Technologien im New Age. In: Neue Musiktechnologie, hg. von Bernd Enders und Stefan Hanheide. Schott, Mainz 1995, S. 94-108. - Niels Knolle: Neue Technologien in der Amateur-Musikszene und Jugendarbeit. Eine Herausforderung für Musiklehrer und Musiklehrerausbildung. In: Hans Günther Bastian (Hrsg.): Schulmusiklehrer und Laienmusik. Musiklehrerausbildung vor neuen Aufgaben? Die blaue Eule, Essen 1988. S. 220 - 232. - Ders.: Neue Technologien im Musikunterricht. Annäerung an die musikkulturelle Wirklichkeit? In: Rainer Schmitt, Rainer Wilke (Hrsg.): Musikunterricht in der Schule zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Bosse, Regensburg 1990. S. 99 - 127. - Ders: Die Ware 'Frau' und der wahre Mann. Oder: Let's talk about Sexismus in der Werbung von Musiker-Magazinen. In: Musik und Unterricht. 29 (1994), S. 48 - 55. - Zu diesem Themenkreis sind auch zahlreiche Examensarbeiten entstanden.

Künstlerisch-wissenschaftliche Forschungsvorhaben

Das Konzept des künstlerisch-wissenschaftlichen Forschungsvorhabens ist in den Universitätsreden 41 "Gibt es eine andere Musikwissenschaft?" von Wolfgang Martin Stroh dargestellt. Siehe auch die Internetdarstellung.

Folgende Vorhaben enthielten Forschungsaspekte aus dem Bereich der apparativen Musikpraxis:

Brain and Body

Das Projekt "Brain and Body" mit Peter Bayreuther und Wolfgang Martin Stroh zur Erprobung konzertfähiger "Improvisation mit Computer" gab 30 Konzerte auf Festivals etc. in der BRD. Projektbeschreibung, alle einschlägigen Publikationen, Videos, Rezensionen auf der Interseite BuB.

DasMIDI-Planetarium

Das konzertante MIDI-Planetarium wurde zwischen 1990 und 2013 32 Mal in Planetarien und Konzerträumen aufgeführt. In der Abbildung das Osnabrücker Planetarium anläßlich eines Konzerts auf der der KlangArt 1995.

Weitere Information zum Forschungsprojekt mit Horoskopvertonungen, Kompositionsaufträgen, Softwareentwicklung usw. unter MPL im Netz

MIRA und das Bremer Gamelan

Das Projekt begann mit der "Vermessung" der Bremen Gamelan-Instrumente, der Übertragung dieser (mit unreinen Oltaven versehenen) Stimmung auf Synthesizer, einem Kompositionsauftrag an Ulrich Götte zum 100-jährigen Jubiläum des Überseemuseums, einer Ur- und einigen nachfolgenden Aufführungen der Komposition MIRA für Gamelan Synthesizer. Eine ausführliche Gesamtdarstellung des Projekts im Internet: Bremer Gamelan im Internet.

Ein Verzeichnis aller Publikationen aus dem Bereich "Elektronische Musik" von Wolfgang Martin Stroh ist HIER!.